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Freitag, 9. Dezember 2016

Mediale Träume - ich habe als Spielfigur versagt


"Mediale Träume" lautet der Titel meines jüngsten Traums. Ich bin inmitten der Traumphase selbst verblüfft, dass dieser Klartraum einen Titel hat. Tatsächlich geht es in diesem Traum darum, meine urheberrechtlich nicht geschützten Traumbilder in ein Computerspiel einzubinden - und zwar in Echtzeit. Der Spieleentwickler grübelt über eine Methode nach, wie er meine Gedankenwellen in lizenzfreie Bilder umwandeln kann, die sofort für die Spieler sicht- und nutzbar sind, während mir das eher nervt. Der Typ weckt mich nämlich andauernd auf, und fragt mich, was ich gerade sehe und fühle, obwohl ich viel lieber in Ruhe meine Traumgeschichte zuende spinnen will. Eine stringente Handlung haben meine Klarträume selten. Auch dieser besteht aus mehreren Versatzstücken, die aber alle miteinander verknüpft sind und auf verschiedenen Ebenen spielen.



Wenn Realität und Traum verschwimmen



Es beginnt in einem terrassenförmig angelegten Freiluftcafé. Die oberen Tische sind begehrt, weil man von dort die beste Aussicht hat und vor allem näher am Ausschank sitzt. Die Bedienung versorgt diese Gäste schneller und ist zu ihnen freundlicher als zu den unten sitzenden Leuten. Wir ergattern einen Tisch ziemlich weit oben in zweiter Reihe und haben einen wundervollen Blick auf das Örtchen am Fuße des Hügels. Das Dorf beginnt mit einem Straßenzug aus vierstöckigen Altbauten, deren Fassaden eine Verschönerung dringend nötig hätten. Die Wohnungen selbst haben Luxus-Standard und sind von "guten Bürgern" bewohnt. In der dritten Ebene meines Traumes habe ich eine Idee, die vom Spieleentwickler an den Bürgermeister weitergegeben und von diesem begeistert umgesetzt wird: Gemälde bekannter Künstler sollen die Häuser schmücken. Diese werden wie Herdabdeckungen aus Emaille einfach auf die Fenster gesetzt.


Wir stehen inzwischen direkt vor den Häusern und sehen zu, wie Handwerker die Kunstwerke als Fensterläden direkt über die Fenster stülpen und draufklicken. Von außen sehen die Häuser jetzt wie Kunstobjekte im Hundertwasserstil aus. Jedes Fenster besteht quasi aus einen anderem farbenfrohen Bild. Von innen sind die Gemälde transparent, damit genug Licht hereinkommt. Durch diese bunten Häuser wird der Ort zu einem Publikumsmagnet werden. Die Verschönerung hat aber einen anderen Hintergrund: Denn die schicke, neue Prachtstraße am Ortseingang soll Besucher von der heruntergekommenen Neubaussiedlung ablenken, die sich durch ein Feld abgetrennt etwas abseits befindet. Dort leben die "sozial schwachen Menschen" der Gemeinde in grauen Betonklötzen.

Man schämt sich für diesen Schandfleck. Ich gehe im Traum etwas näher heran und sehe Mietkasernen in amerikanischer Bauweise mit langen Außenkorridoren, auf denen auf Wäscheleinen Kleider im Wind tanzen und dazwischen Kinder auf Dreirädern fahren. Auf diesen balkonähnlichen Korridoren scheint sich das soziale Leben der kinderreichen Familien abzuspielen, denn die Wohnungen selbst sind zu klein zum Spielen. Unweit dieser Siedlung befindet sich eine große Halle, in der in unzähligen Glasterrarien und Käfigen exotische Tiere gezüchtet werden, die den besser betuchten Menschen als Haustiere und Prestige-Objekte dienen sollen - und zwar vorwiegend Giftschlangen. Die sozial schwachen Menschen sind die Arbeiter in dieser "Haustierfabrik" und müssen ungeschützt und mit bloßen Händen mit den Tieren hantieren.

Plötzlich bin ich nicht mehr nur Beobachter, sondern befinde mich als neu eingestellter Tierpfleger in dieser Legebatterie für Exoten. Es gab wohl eine Menge Krankheits- und Todesfälle unter den Angestellten, doch der Nachwuchs aus der Sozialsiedlung ist noch nicht alt genug, um nachzurücken. Wenn ich die Probezeit überlebe, werde ich fest angestellt, heißt es. Am Anfang der Halle befindet sich ein Raum in dem die Futtertiere gezüchtet werden. Meine Aufgabe ist es, die Schlangen mit Mäusen zu füttern. Die riesigen Urwald-Terrarien sind artgerecht gestaltet und quellen vor Pflanzen und Schlangen über. Jedes Mal, wenn ich die Glasschiebetür eines Terrariums öffne, versuchen Babyschlangen zu flüchten, die ich alle per Hand einfangen und wieder zurück in die überfüllten Terrarien werfen muss.

Weil mir die Arbeit nicht gefällt, obwohl ich Schlangen und Mäuse mag, wechsle ich die Traumebene und befinde mich wieder in dem Terrassencafé. Diesmal ist es jedoch überdacht und luxuriös ausgestattet. Wir sitzen in einer halbrunden, mit rotem Samt ausgekleideten Nische auf lederbezogenen Barhockern und trinken farbige Smoothies. Der Spieleentwickler entdeckt mich und kommt aufgeregt auf mich zu. Ich glaube, er will, dass ich zurück in die Schlangen-Fabrik gehen soll, weil das Spiel noch nicht vorbei wäre. Ich stelle ihm ein Bein und er fällt direkt durch den Boden hindurch in eine Nebelsuppe. Tja, das war's dann wohl mit meiner Karriere als mediale Spielfigur. Meine Träume gehören allein mir - und euch. ;)


Träumt schön!

Traumzauberhafte Grüße, Claudia

PS: Mag sich jemand an der Traumdeutung dieses Traums versuchen? Nur zu, ich wäre gespannt.


Bildquellen: 1+2 Pixabay, 3 privat




2 Kommentare:

  1. Okay, du hast es herausgefordert. :) Hier mein laienhafter und natürlich völlig unvollständiger Deutungsversuch.

    Verabschiedung eines Tyrannen

    Ausgangssituation
    Als Texterin, Autorin, Lebenskünstlerin siehst du die Welt mit anderen Augen. Schon während du etwas erlebst, beschäftigt dich die Frage, wie du es in Wort und Bild aufbereiten, medial darstellen kannst. Der Spieleentwickler ist jener rege Geist, der diesen Part übernimmt. Dabei spielen natürlich auch Urheberrecht und Lizenzen immer mal wieder eine Rolle.

    Konflikt 1
    Es gibt aber einen „unbewussten“ Part, der sich dagegen wehrt und lieber Zeit und Ruhe haben will, um Eindrücke zu verarbeiten. Ein Teil deines Wesens, der lieber der sprunghaften und assoziativen, bildreichen Logik des Traumes folgt statt der unerbittlichen Linearität von Sprache und Schrift.

    Rückblende
    Als Autorin und Texterin hast du eine lange Zeit der Unsicherheit hinter dir. Du bist mit denkbar schlechten Bedingungen gestartet, wusstest nicht, ob du der Aufgabe gewachsen sein würdest. Man hat dir eine Festanstellung in Aussicht gestellt, aber es gab keine Gewissheit. Du hast an vielen Schauplätzen gleichzeitig gekämpft, überall schlüpften neue Ideen, die es einzufangen galt.

    Dabei hattest du viel mit „exotischen Tieren“ zu tun – was naheliegt, da du ja selbst welche hältst. Aber wenn ich nur auf Klang und Buchstaben achte, dann kann ich da auch das Wort Text herauslesen oder hören. Die Tierchen wären dann die anderen Texter. Darunter gibt es natürlich auch Giftschlangen. Und es gibt die, die es nicht geschafft haben, die höheren Aussichtspunkte einzunehmen und sich ein bisschen Luxus gönnen zu können.

    Konflikt 2
    Für mich klingt hier ein zweiter Konflikt durch – aber ich kenne dich zu wenig, weiß zu wenig über deine Biografie, um diesen Teil des Traumes wirklich deuten zu können.

    Du genießt dein neues Leben, hast dir neue Ebenen und Freiheiten erkämpft. Gleichzeitig hast du vielleicht manchmal das Gefühl, dass du dich zu sehr ablenkst von wirklich wichtigen „sozialen“ Fragen. Darfst du das? Musst du dich schämen, wenn es dir gut geht und andere nicht mal Platz zum Spielen haben?

    Und wie war das früher? Aufgewachsen in sowjetischen Plattenbauten?

    Der Spielentwickler übernimmt
    Der Spieleentwickler bietet dir in jeder Hinsicht rasche Lösungen: Er hilft dir, deine Webseite/dein Blog zu einem Publikumsmagnet zu machen – durch schöne Bilder, durch Kunst, wie du sie ja auch gern präsentierst.

    Warum aber sind die Gemälde durchsichtig? Warum werden die Fenster, die ich als Symbol für Augen deute, mit schönen Kunstwerken abgedeckt?
    Hier ist sie wieder, die soziale Frage. Das schlechte Gewissen? Die Herkunft? Alles nur Ablenkung von den wirklich wichtigen Dingen? Sind die Gemälde deshalb nur schöner Schein und durchsichtig, damit du den Blick auf die Wirklichkeit anderer nicht verlierst? (NB: Muss ich erwähnen, dass ich jetzt nicht meine, dass die Kunst, die du hier präsentierst, nur schöner Schein ist? Ich hoffe nicht.)

    Entscheidung und Rückeroberung
    Am Ende entscheidest du dich – nach einer Phase der Unsicherheit weißt du, wohin du gehörst. Du hast dir etwas Neues aufgebaut und du hast damit Erfolg. Dafür musstest du – logisch – auch einiges und einige zurücklassen. Nun heißt es erneut Inventur machen. Der Spieleentwickler hat sich langsam aber sicher zum Quälgeist entwickelt. Er war wichtig, um dorthin zu gelangen, wo du jetzt bist. Aber er übernimmt die Kontrolle und das darf nicht sein. Es ist Zeit, ihn zu verabschieden, ihn auszutricksen, um Herrin im eigenen Haus zu bleiben. Damit – du sagst es – deine Träume weiterhin dir gehören.

    Fazit: Nein, du hast nicht versagt. Du hast dir deine Urheberrechte zurückgeholt und den Spieleentwickler in seine Schranken verwiesen. Oder bist gerade dabei. :)

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